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Ein wunderschöner letzter Schlafplatz in den Hügeln vor der Küste und das erste Mal nach 17 Tagen wieder das Meer in Sicht

17ter Juli 2021, 18:19 Uhr: 

Die letzten Tage bin ich leider wirklich nicht mehr viel zum Blog schreiben gekommen, aber dafür wird dies jetzt ein extra langer Post...um genau zu sein der erste von zwei. 

Nachdem ich den Shelterplatz in Bjärabygget am nächsten Morgen nach meinem täglichen Morgenritual wieder verlassen und dem netten Herrn aus Stockholm tschüss gesagt habe, bin ich dann weiter auf nach Koarp gewandert. Das Wetter war diesmal zum Glück etwas milder und so bin ich nicht total schweißgebadet am Shelterplatz abends angekommen, was zur Abwechslung wirklich Mal angenehm war. Da wusste ich aber noch nicht, dass das bis heute das einzige Mal gewesen werden würde. Unterwegs kam ich diesmal an einer riesigen Felsformation vorbei, die der Legende nach früher Mal eine riesige Steinhöhle war, in welcher zwei Riesen hausten und über die Jahrhunderte ist sie leider zusammengestürzt. Viel von der Höhle war leider nicht mehr zu sehen, aber es war trotzdem beeindruckend, besonders da man auf die Felsen draufklettern konnte, was ich auch gleich gemacht habe. Am Abend fing es aber leider an zu regnen und hörte auch bis zum nächsten Vormittag nicht wieder auf. Das war aber nicht schlimm, da ich da bereits warm und trocken im Shelter drinnen saß, und ein Feuer zum Kochen konnte ich trotzdem machen. Und dazu kam noch ein Rudel Katzen vorbei! Es schien wohl so, als sei der Shelterplatz der offizielle Versammlungsort der ansässigen Katzen der Höfe und Farmen um uns herum. Denn nachdem zuerst nur zwei Katzen vorbeikamen, die sich auch nach einigen zusprechenden Worten streicheln ließen, waren auf einmal 6 oder 7 Katzen da und auch nachts noch hörte man sie um die Shelter herumhuschen. Am nächsten Morgen war es leider genau wie am Abend zuvor kühl und feucht, aber zum Glück hatte es genau aufgehört gerade als ich alle meine Sachen fertig gepackt hatte, sodass ich mich meine Wanderung nach Brammarp immerhin trocken starten konnte. Gleich nach den ersten Kilometern dieser Tagesetappe habe ich durch Zufall den ehemaligen Verlauf des Skåneleden entdeckt, was echt ziemlich cool war, da er zwar komplett überwuchert und schwer begehbar war, aber dafür war die alternative nur im Gegensatz dazu langweilige Schotterstraße. Aus lauter Aufregung über meine Entdeckung bin ich aber leider erstmal gleich falsch abgebogen und bin wieder einen Kilometer zurück Richtung des Shelterplatzes, wo ich hergekommen war, gelaufen. Dadurch, dass ehemalige Pfad durch ein Moor so unglaublich zugewuchert war, war das aber auch irgendwie vorrauszusehen... Naja, nachdem ich den Kilometer wieder zurück gelaufen war und wieder in die richtige Richtung unterwegs war, fing es leider ziemlich heftig an zu schütten und hörte auch für die nächsten (auf jeden Fall gefühlt) 2 Stunden nicht wieder auf... Ich bin aber zum Glück unter meinem Poncho und in meiner Regenhose trocken geblieben und konnte sie dann während meiner Mittagspause zum Trocknen in die Sonne aufhängen. Während ich mir mein Käsebrot mit Käse aus der Tube schmierte, hielt ein grell blau folierter BMW neben mir und zwei Mädchen gingen in das Ferienhaus in der Nähe. Es stelle sich heraus, dass beide gerade aus Båstad kamen und dort während des momentanen Tennisturniers im Namen ihrer firma Energieriegel und Energiedrinks (ohne Zucker und mit Vitaminen angeblich aber) verteilten und sie fragten mich, oh ich auch welche wollte. So schenkten sie mir netterweise je zwei Energieriegel und zwei Energiedrinks und führen weiter. Als ich Abends am Shelterplatz in Brammarp angekommen bin, wurde ich aber leider sehr enttäuscht. Der Shelterplatz war nämlich aus irgendeinem Grund keine 400m weit und so perfekt in Hör- und Gestankweite von der einzigen Autobahn weit und breit in der ganzen Gegend gelegen... Zwar lag er wunderschön an einem kleinen Bach zwischen den Bäumen, aber dazu kam noch, dass er Erstens voll besetzt war (warum auch immer bei dieser schrecklichen Lage) und zweites hatten sich zwei Menschen würstchenbratend im Shelter breit gemacht und rauchten ohne Rücksicht eine Zigarette nach der anderen. Deshalb entschied ich mich dort definitiv nicht die Nacht zu verbringen und wanderte weiter auf der Suche nach einem anderen Platz zum Schlafen, auch wenn möglichst in nicht all zu weiter Entfernung, da ich nach bereits 22km bei Wind und Regen ziemlich fertig mit der Welt war. Da fielen mir aber die Energiedrinks von vorher ein, die ich ja noch dabei hatte. Obwohl sie mir zugegeben nicht besonders gut schmeckten, half mir die neu gewonnenen Energie nach einem doch ziemlich gut, um noch weitere 6km im Sonnenuntergang zurückzulegen, bis ich endlich die Autobahn hinter mir gelassen und einen schönen Platz zum Schlafen gefunden hatte. Diese Nacht verbrachte ich nur unter meinem Tarp auf einer Aussichtsplattform in einem kleinen Moor und während ich einschlief konnte ich eine kleine Brise über mein Gesicht spüren, während ich die Sterne beobachtete, sodass mich nichtmals eine Mücke störte. Am nächsten Morgen hatte ich dann nur noch eine kleine Etappe bis Båstad vor mir. Deshalb ließ ich es am Morgen eher ruhig angehen. Während ich gerade mein Frühstück wieder zusammenpackte, kam ein älterer Herr zur Aussichtsplattform hoch und erschreckte mich dabei fast zu Tode, da er es irgendwie geschafft hatte lautlos sich zu nähern. Natürlich unbeabsichtigt und er entschuldigte sich sofort mehrmals, aber es war natürlich überhaupt gar nicht schlimm. Wie sich herausstellte war er zum Blaubeeren Sammeln in das Moor gekommen und wunderte sich genau so wie ich jemanden früh morgens dort anzutreffen. Beim Blaubeeren Sammeln lief er mehrmals an mir vorbei, während ich mein Tagebuch schrieb und meine Sachen zusammen packte, und wir führten jedes Mal ein kurzes aber super nettes Gespräch, bis er sich dann neben mich setzte und sein Brot zur Pause auspackte. Wir redeten bestimmt über eine Stunde miteinander über alle möglichen Dinge, obwohl es vor allem übers Wandern ging, da er nach wie vor trotz seines Alters ein begeisterter Wanderer seit mehreren Jahrzehnten war. Nachdem er mir einiges über das Wandern im Norden von Schweden erzählt hatte und meine Sachen gepackt waren, machte er sich wieder auf den Weg nach Hause und ich auf den Weg nach Båstad weiter entlang des Skåneleden durch das letzte Mal Wald und Wiesen. Der Moment als ich das Meer wieder zum ersten Mal seit zu diesem Zeitpunkt 17 Tagen sah, war aber abgefahren... Das Gefühl war nahezu unbeschreiblich und, ob ich wollte oder nicht, musste ich einfach plötzlich lauthals vor Freude loslachen. So wunderschön und wunderbar wie die letzten 17 Tage durch Wald, Wiesen, Hochlandschaften und an Seen vorbei natürlich waren, war das Meer im Gegensatz dazu einfach etwas krass Anderes und unglaublich beeindruckend weit... Danach ging der Wanderweg weiter die Hügel hinunter nach Båstad, aber das Meer war dabei immer in Sicht. Dann stand ich auch schon unten am Strand und hatte eine frische aber angenehm kühlende Seebrise in meinem Haar. Das war einfach wunderschön und ich bin auch gleich ins Meer gesprungen, was wunderbar erfrischenden war. Danach bin ich weiter mit einem kurzen Umweg über den Supermarkt nach Båstad in die kleine Stadt zum Hafen gelaufen. Båstad selbst aber war strange... Es war zwar wunderschön am Meer gelegen mit süßen kleinen Häusern mit vielen Blumen, aber von überall erschlug mich fast das Geld und Protz der Leute. Ich wurde bereits vorher gewarnt, dass Båstad die eine Stadt in Schweden ist, in welcher jeder Schwede, der genügend zu viel Geld hat und genügend zu viel von sich hält, ein Sommerhaus und eine Jacht dazu liegen hat. Trotzdem war es krass, als ich im Hafen angekommen war. Dort lagen nämlich bestimmt mindestens 60 Jachten, wenn nicht sogar mehr, und der Parkplatz war voll von teuren protzigen Autos. Die Jachten waren wirklich riesig... einige einzelne sogar an die 20m lang. Die dazu entsprechenden Menschen tummelten sich im Hafen dazwischen. Naja, also habe ich mir nur schnell ein Burger zusammen mit einem Bier zum Abendessen geholt und mich mit beiden soweit wie möglich entfernt auf eine der Meerbunen in den Sonnenuntergang gesetzt. Das war dann aber wunderschön. Nachdem die Sonne untergegang war, bin ich noch ein bisschen am Meer aus Båstad rausgelaufen und habe mir dann einen Platz zum Zelt aufschlagen gesucht. Danach bin ich gleich totmüde nach der Hitze am Meer in meinem Schlafsack eingeschlafen. 


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